Beim diesjährigen Klimaforum hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit den Stadtwerken Karlsruhe (SWK) und der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) der Bürgerschaft einen Zwischenstand zum Klimaschutzkonzept und der Weiterentwicklung des Energieleitplans (ELP) gegeben. Die Zuhörerschaft konnte bei der IHK, im Haus der Wirtschaft Karlsruhe, mit den Fachleuten ins Gespräch kommen und sich an Ständen beraten lassen.
Bürgermeisterin Bettina Lisbach betonte eingangs der Veranstaltung, dass es trotz der aktuellen politischen Ereignisse wichtig sei, an langfristigen Zielen festzuhalten. Zudem sagte sie mit Blick auf Anmerkungen aus der Bürgerschaft zum ELP: „Wir haben einige Anregungen aus dem vergangenen Forum umgesetzt.“ Das Klimaschutzkonzept umfasst die fünf großen Bereiche Strom und Wärme, Bauen und Sanieren, Mobilität, Wirtschaft sowie Übergreifendes (Förderung und Beratung, Klimaneutrale Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit). Alle zwei Jahre wird ein ausführlicher Monitoring-Bericht inklusive einer Treibhausgasbilanz vorgelegt.
Franziska von Andrian-Werburg, Leiterin des städtischen Umwelt- und Arbeitsschutzes, sagte bei der Veranstaltung: „Karlsruhe ist mit dem Klimaschutzkonzept gut aufgestellt.“ Lisbach hatte zuvor bereits betont: Viele der Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept seien in der Umsetzung oder bereits erfolgreich abgeschlossen. Im Bereich Strom und Wärme besteht derzeit noch der größte Handlungsbedarf.
Potenziale ausschöpfen
Von Andrian-Werburg hob hervor, dass eine Klimaneutralität Karlsruhes nur gelinge, wenn Bestandsbauten saniert und Heizungsanlagen umgebaut würden, der Fernwärmeausbau konsequent vorangetrieben werde sowie alle Potenziale von erneuerbaren Energien umfänglich ausgeschöpft würden – also Solarenergie, oberflächennahe Geothermie und Tiefengeothermie genutzt werden. Um Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, sah der Energieleitplan im vergangenen Jahr noch vor, dass auch bei der gebäudeenergetischen Sanierung als auch beim Heizungstausch eine jährliche Rate von 4,8 Prozent erreicht werden müsse. Ein Wert, den viele Bürgerinnen und Bürger als zu hoch angesetzt sahen.
Seitdem wurde der Energieleitplan weiterentwickelt und um ein weiteres Szenario ergänzt. Dieses zeigt auf, dass auch bei einer jährlichen Häuserdämmungsrate von zwei Prozent bei gleicher Heizungstauschrate von 4,8 Prozent die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden kann. „Dieses Szenario umzusetzen, erscheint uns wahrscheinlicher“, sagte von Andrian-Werburg. Im Ergänzungsauftrag sind zudem technische Lösungen für die Aufstellung von Wärmepumpen dargelegt. Außerdem werden Mini-Wärmenetze vorgeschlagen, die eine gemeinsame Wärmeversorgung mehrerer Gebäude in räumlicher Nähe darstellen. Ferner wird ein Zeitplan für Tiefengeothermie aufgezeigt.
Klimaneutrale Wärmeversorgung: Nah- und Fernwärme
Die Geschäftsführerin der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK), Dr. Anne Held, erläuterte, wie sich die verschiedenen Arten der Wärmeerzeugung unterscheiden: Bei Fernwärme ist die Erzeugungsanlage in der Regel außerhalb der Sichtreichweite der Verbrauchenden, bei Nahwärme in Sichtreichweite und bei einer Einzelheizung ist sie direkt im Wohngebäude. Anschließend präsentierte Held eine ersten Machbarkeitsstudie zur erneuerbaren Nahwärmeversorgung. Ziel dieser war es herauszufinden, ob in den im Energieleitplan priorisierten Gebieten eine Nahwärmeversorgung möglich und wirtschaftlich sei. Dazu hat die KEK Datenrecherchen und Rundgänge beauftragt, um alle Grundlagen und Eigenschaften zu erfassen. Darauf erfolgte eine Potentialermittlung und Ableitung von bis zu fünf Varianten einer Nahwärmeversorgung. Eine Finalisierung ist für Februar geplant.
Stadtwerke prüfen Fernwärmemöglichkeiten
Über den aktuellen Stand des Fernwärmeausbaus berichtete Dr. Steffen Knapp, Bereichsleiter für Strategie, Handel und Forschung bei den Stadtwerken Karlsruhe (SWK). Er wies darauf hin, dass dabei drei Dinge zu beachten seien: der Endkundenpreis, die Verfügbarkeit der Energieträger und die Realisierbarkeit. Die Stadtwerke sehen vor allem jene Bestandsgebäude für Fernwärme geeignet, die acht oder mehr Wohneinheiten haben. Die im vergangenen Jahr vorgestellten Prio-1-Gebiete haben die SWK inzwischen geprüft und dabei jedes einzelne Gebäude betrachtet: In 45 Prozent dieser Gebiete kann Fernwärme technisch realisiert werden. In elf Prozent gibt es lokale Konflikte, in elf weiteren Prozent großräumige Konflikte. In zehn Prozent ist eine Nachverdichtung möglich, 18 Prozent sind bereits erschlossen. In fünf Prozent ist keine Fernwärme möglich. Die Prio-2-Gebiete prüfen die SWK im kommenden Jahr. Zudem arbeiten die SWK daran, die Fernwärme zu de-fossilisieren. -gia-