„Das ist ein ganz großer Paukenschlag und wenn wir es gut hinbekommen ein toller Leuchtturm für die Stadt“, freute sich Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz über die Zustimmung des Gemeinderats zur Konzeptvergabe für den nördlichen Teil des Quartiers „Zukunft Nord“. Allerdings gab Luczak-Schwarz zu bedenken: „Das wird kein Spaziergang. In dieser Dimension und Komplexität sind wir noch nie unterwegs gewesen.“ Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sah in der Entscheidung „ganz schön viele Chancen gebündelt“.
Konkret hat der Gemeinderat die Konzeptvergabe für die städtischen Baufelder 2, 4 und 5 mit einer Fläche von insgesamt rund 11 500 Quadratmetern beschlossen. Streitpunkt im Plenum war die weitere mögliche Vergabe an den freien Wohnungsmarkt. Im Quartier Nord habe der freie Markt bereits über die Hälfte der Grundstücke gesichert, merkte Aljoscha Löffler (Grüne) an. Daher sollten nun die drei Baufelder an Gruppen vergeben werden, die man stärken wolle, nämlich gemeinwohlorientierte Baugruppen, Genossenschaften und städtische Gesellschaften.
Vor allem in Baugruppen sah das Gremium eine große Chance. Hier finden sich gleichgesinnte Bauwillige zusammen, um ohne einen Bauträger ein Projekt zu verwirklichen. Sie erwerben gemeinsam ein Grundstück, das sie dann als Baugemeinschaft bebauen. Sie treffen alle Entscheidungen gemeinsam und können so auf ein sehr gutes Nachbarschaftsverhältnis hinwirken. Bisher gab es hierfür keine geeigneten Grundstücke, die die Stadt anbieten konnte. Doch mit dem Erwerb eines Grundstücks des Landes zu Jahresbeginn gebe es jetzt diese Möglichkeit, erinnerte Luczak-Schwarz. Der Bedarf der Baugruppen ist so groß, dass der Gemeinderat bei der Vergabe der Grundstücke nun den Anteil, der an Baugruppen gehen soll, von 25 auf 64 Prozent erhöht hat. Begonnen werden soll zunächst mit den Baufeldern 4 und 5. Ein Knackpunkt: Die Tiefgarage, die von den Baugruppen als Herausforderung gesehen wird. Dafür hält man sich zwei Optionen offen. Entweder erstellen die Baugruppen die Tiefgarage und das erforderliche städtebauliche Konzept selbst, oder es werden die Baufelder zum Teil an einen „Ankernutzer“ vergeben, der die Tiefgarage herstellt sowie gemeinsam mit den Baugruppen das städtebauliche Konzept entwickelt.
Über die Vergabe wird ein Auswahlgremium entscheiden, das sich aus Mitarbeitenden der Verwaltung, externen Experten sowie einen beratenden Vertreter des Bürgervereins Nordstadt und der MieterInneninitiative Karlsruhe zusammensetzt. Um die Konzeptvergabe zu stemmen, werden zwei Stellen geschaffen. Vor der Ausschreibungsphase wird sich der Gemeinderat mit dem Thema erneut befassen.