"Wir müssen für unsere Kinder ein sicheres Leben schaffen, unabhängig von Religion oder Hautfarbe". Zu diesem von Erik Balter, Erster Vorsitzender bei der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, formulierten Ziel haben in der vergangenen Woche zwei Institutionen einen bedeutenden Beitrag geleistet. Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe und des Stadtjugendausschuss (stja) vereinbarten mit einer feierlichen Vertragsunterzeichnung in der Synagoge ihre gegenseitige Kooperation.
Mit dieser Vereinbarung möchten beide Seiten ihr "Eintreten für ein von demokratischen Werten geprägtes Miteinander" unterstreichen, wie es im Vertragstext zu lesen ist. Ziel ist es, einen respektvollen Umgang zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern zu fördern, Vorurteile abzubauen, den Dialog zu stärken sowie einen Raum für Austausch und Zusammenarbeit zu fördern. Konkret soll dies beispielsweise mit Workshops und Seminaren zum interkulturellen Dialog, gemeinsamen Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Jugendprojekten umgesetzt werden.
Teil der Zivilgesellschaft
Ein besonderes Anliegen ist für Erik Balter dabei, Antisemitismus, Hass und Hetze durch Transparenz wirksam zu begegnen. "Wir sind ein Staat und eine Gemeinschaft", appellierte Balter. Dem pflichtete Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup bei: "Jüdische Einrichtungen sind selbstverständlicher Bestandteil der Zivilgesellschaft in Karlsruhe", betonte der OB. Nun gelte es, insbesondere Kinder und Jugendliche zusammenzubringen, um einander kennenzulernen und Ideen zu entwickeln, wie sich die Zukunft der Stadt gestalten lässt. Die Kultusgemeinde und der Stadtjugendausschuss seien "ideale Partner, um das zu erreichen." Mit der Vertragsunterzeichnung – "ein großer Tag für Karlsruhe" – beginne ein neues Kapitel, sagte Mentrup und sicherte umfassende Unterstützung durch die Stadtverwaltung zu.
Kinderfest am 25. Mai
Stja-Geschäftsführer Daniel Melchien erinnerte an das vielfältige jüdische Vereinsleben in Karlsruhe, das mit der Auslöschung durch die Nationalsozialisten ein gewaltsames Ende fand. "Jetzt müssen wir ungewöhnliche Schritte gehen, um wieder dahin zu kommen", sagte Melchien. Üblicherweise träten Jugendverbände als Mitglieder dem stja bei, doch da bei der Kultusgemeinde und dem Jüdischen Wohlfahrtsverband noch keine Jugendorganisation bestehe, habe man sich auf die Kooperation verständigt. Melchien äußerte die Hoffnung, dass zukünftig eine jüdische Jugendorganisation Mitglied werde.
Eine wichtige Rolle beim Wachsen der Zusammenarbeit spielte die Kinderbetreuung von Geflüchteten aus der Ukraine im NCO-Club. Mitglieder des Jüdischen Wohlfahrtsverbands hatten sich dabei als Dolmetscher zur Verfügung gestellt und kamen so ins Gespräch. "Da wächst so etwas wie eine Freundschaft", freute sich der stja-Geschäftsführer. Eine erste gemeinsam organisierte Veranstaltung soll nun das Kinderfest im NCO-Club am 25. Mai werden.